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Neuer Lieferkettenatlas weist verschlungene Beschaffungswege am Beispiel Holz nach

Bild: pixabay
Thomas Waitz und die Initiative für ein Lieferkettengesetz zeigen exemplarisch die Verwicklungen des Weltmarktproduzenten für Spanplatten aus Salzburg bei Abholzung und Umweltzerstörung auf.

Auf der Weltklimakonferenz in Glasgow wurde kürzlich von 110 Staaten ein Abkommen zum Stopp der Entwaldung angekündigt. Im krassen Widerspruch dazu stehen die umwelt- und klimaschädlichen Aktivitäten, die multinationale Konzerne auf ihrem Gebiet ungehindert durchführen können.

Die Bürger*innen-Initiative für ein Lieferkettengesetz hat mit Unterstützung des EU-Abgeordneten Thomas Waitz heute ihren „Lieferkettenatlas“ vorgestellt, der ab sofort im Netz abrufbar ist. Dieser startet mit dem Kapitel Holz und illustriert am Beispiel eines Milliarden-Konzerns aus Wals-Siezenheim in Salzburg, der Weltmarktführer in der Herstellung von Spanplatten und Laminaten ist, wie katastrophal sich Aktivitäten entlang globaler Lieferketten auf Menschen und Umwelt in verschiedenen Ländern auswirken.

Eine besondere Bedeutung in den Lieferketten von multinationalen Konzernen, wie dem Salzburger Unternehmen, nimmt die Herkunft der Rohstoffe ein – in diesem Fall Holz. Hierzu konnte sich die Bürgerinitiative auch auf die Recherchen des EU-Abgeordneten Thomas Waitz stützen. Dieser war erst kürzlich in Kroatien und hat Aktivitäten von Unternehmen wie Korruption, Umweltzerstörung und Missbrauch von EU-Geldern aufgezeigt. Von illegalen Abholzungen sind demnach auch Natura-2000-Schutzgebiete und Naturparks betroffen. Er fordert eine Schließung der gesetzlichen Schlupflöcher und die Einleitung von Vertragsverletzungsverfahren gegen jene EU-Mitgliedsstaaten, die keine effektiven Maßnahmen zum Schutz der Wälder vor illegalen Aktivitäten von Konzernen treffen.

Thomas Waitz, Abgeordneter zum Europäischen Parlament und Ko-Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei erklärt: „In den meisten osteuropäischen Ländern fallen Wälder dem Raubbau, der Abholzung und oft auch illegalem Einschlag zum Opfer. Megakonzerne verarbeiten dieses Holz dann zu Spanplatten, den Verdacht, dass das Holz auch aus illegalem Einschlag stammt, konnte die Salzburger Firma bis jetzt nicht ausräumen. Das Unternehmen agiert weltweit. Nach mehreren Lokalaugenscheinen, unter anderem in Rumänien und Kroatien, habe ich Unmengen an Foto- und Filmmaterial gesammelt, das das Ausmaß der Zerstörung zeigt. Die Kommission hat gegen Rumänien ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, das zu Kroatien bisher aber verabsäumt. Wir brauchen sofort einen besseren Schutz der Europäischen Wälder durch eine starke EU-Forststrategie und ein europäisches Lieferkettengesetz. Die EU hat die Chance, unternehmerische Verantwortung und Sorgfaltspflicht zum Standard für den Zugang zum europäischen Markt zu machen und sich an die globale Spitze im Kampf gegen Raubbau und illegalen Holzeinschlag- im internationalen Kontext auch gegen Zwangsarbeit und Kinderarbeit zu setzen. Ein einheitliches europäisches Lieferkettengesetz gibt allen Unternehmen Rechtssicherheit und Verlässlichkeit.“

Alle Informationen sind auch im „Lieferkettenatlas: Kapitel Holz“ digital unter http://www.lieferkettenatlas.com abrufbar.

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