US-Präsidentenwahl entschieden.

Schon allein diese Anmerkung, dass die Anwälte dort klagen müssen, wo Trump verloren hat, lässt darauf schließen, wie schwer es Donald mit der Wirklichkeit hat. Und lässt darauf schließen, dass die Verbiegung der Realität zu seiner Hauptaufgabe zählt.
Joe Biden hat 279 Wahlmänner aus den verschiedensten Bundesstaaten auf sich vereinigen können. Damit ist er „President elect“ – der gewählte Präsident. Worauf jedoch alle Kommentator*innen immer wieder hinweisen, sind die 70 Millionen US-Bürger*innen, die Trump gewählt haben und nun möglicherweise wütend und grollend zurückbleiben. In den vier Jahren seiner Präsidentschaft hat es Donald Trump ja geschafft große Teile der Bevölkerung durch seine Polemik an sich zu binden. Das interessante an ihm (aber auch an vielen anderen Demagogen) ist/war die Fähigkeit mit einfachen Aussagen – make America great again – und schauspielerischen Qualitäten in den Menschen ein Bindungsgefühl zu aktivieren. Ein Gefühl von: Ich werde verstanden, man weiß von meinen Sorgen, Ängsten. Diese Sehnsucht, gesehen und anerkannt zu werden, ist tief in uns verankert.
Der schwierigere Weg steht nun dem 46. Präsidenten, Joe Biden, bevor. Wie er in Tweets und seinen Reden immer wieder betonte, wolle er ein Präsident für alle sein. Er stellt also die Einigung vor das Trennende. Die Versöhnung vor das Ausgrenzen. Die Aufgabe wird also sein, den Trumpianern einerseits auf eben dieser tiefen, emotionalen Ebene zu begegnen und andererseits die vielen anstehenden Aufgaben wie Bekämpfung der Corona-Pandemie in den USA, die wirtschaftlichen Probleme, den Rassismus, den Einstieg in das Pariser Klimaabkommen, den Umgang mit China usw. zu bewältigen.
Möge die Übung gelingen.