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Studie weist nach: Pestizide dringen bis in Wohnräume vor

Bild: pixabay
Wie im STANDARD vor einigen Tagen zu lesen war, verteilen sich versprühte landwirtschaftliche Gifte nicht nur auf dem zu behandelnden Obst und Gemüse sondern wandern mit dem Wind bis in unsere Schlafräume. 

Vor einigen Jahren erregte der Bericht eines deutschen Bio-Bauern Aufsehen, dessen eingebrachte Ernte nach einer Bio-Kontrolle vernichtet werden musste, da sie mit, im Bio-Landbau verbotenen, Giften belastet war. Glaubwürdig konnte der Bio-Bauer, der in einem großen Naturschutzgebiet seinen Hof hatte, nachweisen, dass die Abdrift des Pestizid-Cocktails von konventionell arbeitenden Bauern außerhalb des Naturschutzgebietes stammte. Aber seine Ernte war trotzdem hin.

Seit dieser Zeit beschäftigen sich Forscher immer intensiver mit der Chemie aus der Landwirtschaft, die flächendeckend nicht nur die behandelten Äcker, sondern Gärten, Häuser, Kinderspielplätze überzieht. Und je nach Witterung, Höhenlage und Sorte in unterschiedlicher Intensität vorzufinden ist.

Nun hat die europäische Bürgerinitiative „Biene und Bauern retten“, die von internationalen NGO-Organisationen getragen wird, einen Blick in die Schlafzimmer von Europäern geworfen, die in intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten leben.

In dieser Studie konnte nun nachgewiesen werden, dass in Haushalten am Rande landwirtschaftlich genutzter Gebiete bis zu 23 Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen werden können. Aber wie ist das möglich, wo doch die Hersteller der Pestizide steif und fest behaupten, ihr Gift vernichte nur den Freßfeind auf der Pflanze?

Der STANDARD zitiert aus der Studie, wo im Juni und Juli in allen Stichproben aus 21 privaten Haushalten von 21 EU-Staaten Pestizide nachgewiesen werden konnten. Im Schnitt mit acht, maximal mit 23 Wirkstoffe. Jede vierte Schlafzimmerprobe, die ein französisches Labor analysierte, enthielt Pestizide, die von der Europäischen Chemikalienagentur ECHA als möglicherweise krebserregend eingestuft wurden.

In 80 Prozent der Stichproben waren Wirkstoffe nachweisbar, die im Verdacht stehen, die menschliche Fortpflanzung zu schädigen. Der höchste ausgewiesene Wert stammt aus Belgien. Österreich rangiert mit der Probe aus dem Obstanbaugebiet Puch an dritter Stelle. Der Chef der Syngenta (einer der weltweit größten internationalen Anbieter für Agrartechnologie, insbesondere Saatgut und Pflanzenschutzmittel) lehnt die unseriöse Angstmache ab. Pestizide sind die am besten untersuchten Substanzen, meint er.

Verschiedene Landwirtschaftskammern Deutschlands präsentieren die Spritz- und Düngepläne für ihre Mitglieder online. Da stellen sich einem die Haare auf, wenn man liest, in welchen kurzen Abständen durch das ganze Jahr gespritzt wird. Und wir atmen die Cocktails ein und essen es auf unserem Obst und Gemüse. Mahlzeit.

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