Kohlekraft am Balkan

Der Ausstoß des Kohlekraftwerks Ugljevik im Nordosten Bosnien-Herzegowinas lässt gelbgrauen Staub auf die Böden der Umgebung sinken. Gemüse, Obst, Getreide sind ungenießbar. Graue Wäsche und schwarze Lungen. Lungenkrebs ist eine der häufigsten Todesursachen.
Auch in Serbien stößt die Nikol-Tesla-Anlage in Obrenovac mehr Schwefeldioxid aus als alle Kohlekraftwerke in Polen zusammengenommen. Denn Rauchgasentschwefelungsanlagen gibt es nicht.
Die unabhängige Forschungsorganisation „Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA)“ hat die Verschmutzungsdaten von Kohlekraftwerken aus ganz Europa zusammengetragen – und kam dabei zu einem fatalen Ergebnis: Die 18 kohlebefeuerten Kraftwerke in Serbien, Bosnien, Nordmazedonien, Montenegro und Kosovo stoßen zweieinhalb mal so viel giftiges Schwefeldioxid aus als alle 221 Anlagen in der EU zusammen.
Besonders schlimm ist die Lage immer in den Wintermonaten. In Sarajevo (Kohlekraftwerke stehen in Tuzla und Zenica) werden dann nicht selten Feinstaubwerte gemessen, die den EU-Tagesgrenzwert um das Zehnfache überschreiten.
Während in der EU der Kohleausstieg angepeilt wird, produziert Bosnien rund 60 Prozent seines Stroms mit Kohle. Geld und Investitionen dafür kamen zuletzt nahezu ausschließlich aus China. Und auch das kleine Kosovo mit seinen Kohlekraftwerken stößt mehr Schwefeldioxid aus als etwa Italien.