KÄRNTEN ECHO

Europäische Union setzt auf Seltene Erden aus EU-Ländern

baggerlandschaft
Rohstoffhunger der europäischen Produzenten und Lieferschwierigkeiten während des Lockdowns bedingen Sinneswandel

Die EU setzt, um ihr Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, auf erneuerbare Energien. Erneuerbare Energien, wie Kobalt, Lithium, Molybdän um nur einige zu nennen, brauchen die Windanlagen- und Elektroautobauer, Hochtechnologie Firmen sowie Smartphonehersteller zur Erzeugung ihrer Produkte.
So einfach so kompliziert.

Während des Corona-Lockdowns wurden die dafür benötigten Lieferungen aus den Importländern, wie China, immer wieder unterbrochen und die Abhängigkeit von Zulieferern wurde dabei immer deutlicher. Auch politische Spannungen mit Ländern, aus denen die Rohstoffe geliefert werden sowie Preissteigerungen, die als politisches Mittel eingesetzt wurden, spielen eine Rolle. Dieser Abhängigkeit will die EU nun mit der Förderung eigener Lagerstätten in Europa entgegensteuern.

Die Europäische Investitionsbank stellt dafür eine Milliarde Euro in den Ausbau einer EU-weiten Batterie-Industrie in Aussicht.

In Spanien wurde, neben der kleinen mittelalterlichen Stadt Cáceres, in der Sierra de la Mosca, Estremadura das zweitgrößte Lithiumvorkommen in der EU entdeckt. Das zieht natürlich internationale Großkonzerne, wie die australische Infinity Lithium Group an, die sich mit Hilfe von EU-Förderungen den Lithium-Abbau für die nächsten 30 Jahre – solange kann dort Lithium abgebaut werden – sichern will.

Der Konzern will unter anderem die lokale Wertschöpfungskette einhalten und den Abbau sozial und nachhaltig gestalten, trotzdem regt sich in der kleinen Stadt bereits der Widerstand, den die Bewohner bezweifeln das. Lokale Lobby-Gruppen machen gegen das Projekt mobil, denn die Lithium-Mine befindet sich zu nahe an der von der UNESCO geschützten Stadt. Zudem wollen die Bewohner erreichen, dass die Landschaft, in der die Mine liegt, zu einem geschützten Gebiet erklärt werden soll.

Auch in Portugal könnte bald Lithium abgebaut werden, denn ein großes Vorkommen liegt in Covas do Barroso, im Norden Portugals nahe der spanischen Grenze. 700 Hektar werden mit bis zu 600 Quadratmeter großen Löchern, die 150 Meter tief in die Erde reichen, durchpflügt.
Für die Menschen dort eine schlimme Vorstellung. Der Landkreis Boticas ist aufgrund der gegenwärtigen Erkenntnisse absolut gegen den Lithiumabbau. Vor allem wegen der Auswirkungen auf die Umwelt.
In dieser Gegend regiert das Misstrauen gegen die „Beglückungen“ aus Lissabon.
Wie die Bewohner festhalten, hat hier die portugiesische Regierung bereits nach Gold- und Uran gegraben, Stauseen gegen den Willen der Bevölkerung angelegt, Straßen und Produktionsstätten errichtet und damit viele Narben in der Landschaft hinterlassen.
Voriges Jahr ist das Gebiet „hinter den Bergen“ Trás-os Montes von der Weltgesundheitsorganisation zum „landwirtschaftlichen Welterbe“ für die Qualität der erzeugten Produkte ausgezeichnet worden. Das wollen die Bewohner  nicht aufs Spiel setzen, denn das erste Mal profitieren sie selbst von der unberührten Landschaft und den darin erzeugten Produkten und nicht jene, die den Boden zerstören und das Wasser vergiften.

Auch in Kärnten (Koralm) will ein internationaler Investor, die European Lithium, 2021 die Bagger auf der Koralpe anrollen lassen. In einer Chemiefabrik soll das Erz zu Lithiumhydroxid für Elektroautos verarbeitet werden. Schäden am Wasser und der Umwelt wischt der Non-Executive Director des Unternehmens, Stefan Müller, vom Tisch. Es gibt aber noch keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für den Standort.

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