KÄRNTEN ECHO

Energiefresser Bitcoins

Bild: pixabay
Hier eine kurze Zusammenfassung über das virtuelle Geld, seine Rolle bei Anlegern und Hedgefonds und seinen enormen CO2-Fußabdruck.

Im Gegensatz zu unseren Währungen (= Fiatgeld, also Papier ohne eigenen Wert) wurde eine Kryptowährung im Jahr 2009 das erste Mal veröffentlicht. Der Hintergrund der Entwicklung, ein digitales dezentrales Buchungssystem zu erschaffen, war die Weltwirtschafts- und Finanzkrise ab 2007.
Die digitale Währung sollte fälschungssicher und keinen Abwertungen des globalen Finanzmarktes unterworfen sein. Das Bitcoin-Netzwerk basiert auf einer von den Teilnehmern gemeinsam verwalteten dezentralen Datenbank, der Blockchain. Wichtigste Handlungsebene ist das gegenseitige Vertrauen, dass der Bitcoin den gegenwärtigen Wert hat und alle Teilnehmer auch den Wert anerkennen. Was wir dabei vergessen ist, dass auch Bitcoins keine Währung mit Wert sind. Einige Kritiker bezeichnen es als Schneeballsystem, das digitale Werte erzeugt, in denen die Teilnehmer Spielregeln entwickeln, die virtuellen Ebenen entspringen, mit denen sie dann reale Dinge kaufen wollen. Also auch wie unser Papiergeld, das per se ein Blatt mit Ziffern ist, aber nur deshalb einen Wert hat, weil dahinter ein System (Nationalbanken) den Wert garantiert.

In Zeiten, wo es nur mehr Nullzinsen gibt, beginnt die virtuelle Währung, die durch Nachfrage eine Wertsteigerung erfährt, für Anleger interessant zu werden, denn die Bitcoin-Begeisterung kennt gerade keine Grenzen. Nachdem die sogenannte Kryptowährung jahrelang vor sich hin dümpelte und nur unter eingefleischten Anhängern noch etwas galt, springen seit Wochen alle möglichen Anleger darauf an. Ob die Zahlungsdienste Paypal und Square, ob Großbanken, Hedgefonds oder Vermögensverwalter: Viele, die früher argwöhnisch waren, vertrauen jetzt dem „digitalen Gold“ und decken sich damit ein. Ihnen dient Bitcoin in Niedrigzinszeiten als Wert mit Potential, um Portfolios breiter aufzustellen. Und seit Elon Musk in Bitcoins investierte (er hat übrigens Paypal mitbegründet) ist die Begeisterung ausufernd.

Dass der Bitcoin-Preis deshalb ständig neue Rekordhöhen erreicht und 30.000 Dollar überstiegen hat, ist schön für die risikofreudigen Anlageprofis und diejenigen, die in ihren Computerzentren das digitale Gut herstellen und an der Preisexplosion von rund 300 Prozent in einem Jahr verdienen.

Schädlich ist der Hype jedoch für den Rest der Welt. Denn die Herstellung und Nutzung verbraucht eine schier unvorstellbare Menge Energie und macht Bitcoin zur Schmuddelwährung Nummer eins. Bitcoin-Computer müssen sehr starke, spezielle Rechner sein. Aber derzeit befinden sich über 65 Prozent der Bitcoin-Miner in China, wo Energie im Winter aus Kohlkraftwerken kommt und im Sommer die riesigen Flüsse des Himalaya billigen Strom liefern. Weitere Bitcoin-Rechner stehen in den USA und Russland.

Das Bitcoins deshalb einen riesigen CO2-Fußabdruck haben, wollen die wenigsten wahrhaben. Die Kryptowährung verbraucht in einem Jahr soviel Energie wie die Niederlande. Kritiker sehen darin ein großes Problem. Vergleicht man den Energieverbrauch dieser Computer mit Ländern dann verbrauchen nur 30 Länder mehr Strom als Bitcoin. Damit muss für Bitcoin mehr Strom produziert werden, als die Vereinigten Arabischen Emirate, die Niederlande, die Philippinen, Belgien, Österreich oder Israel im Jahr brauchen.

Und die Rechenzentren brauchen riesige Kühlanlagen für die Server. Einige Serverfarmen haben sogar eigene Kraftwerke. Das weltweit größte Rechenzentrum, das Lakeside Technology Center, braucht etwa 100 Megawatt elektrischen Strom. Für die Kühlung der Server-Räume nutzt der Betreiber einen riesigen Tank mit über 32 Millionen Liter Kühlflüssigkeit.

Wie viel Energie Bitcoin frisst, berechnet der „Consumption Index“. Der Blick auf eine einzelne Bitcoin-Transaktion muss nicht nur Klimaaktivisten das Fürchten lehren: Der Stromverbrauch ist so hoch wie jener eines amerikanischen Durchschnittshaushalts in 23 Tagen. Der CO2-Fußabdruck ist so enorm, als würde man 54.000 Stunden Internetvideos schauen. Und der anfallende Elektromüll entspricht der Größe von zwei Golfbällen. Wohlgemerkt: Das alles gilt für eine einzige Transaktion.

Zwar nutzen angeblich drei Viertel aller Rechenzentren unter anderem erneuerbare Energien. Doch zum einen reichen Wind und Wasser oft nicht aus, um die Bitcoin-Produktion vorwiegend in China sicherzustellen. Zum anderen haben Glücksjäger, die wie in Kasachstan mit Staatsgeldern Bitcoin verschlüsselt herstellen, anderes im Sinn als sauberen Strom. Vielleicht sollten Vermögensverwalter, die sich, ach so, nachhaltig geben und trotzdem Bitcoin kaufen, mal darüber nachdenken.

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