KÄRNTEN ECHO

E-Scooter: Vom Verkehrsmittel zum Umweltproblem

Bild: pixabay
Sie sollen zur umweltfreundlichen Mobilität in den Städten beitragen und vor allem auf kurzen Strecken das Auto ersetzen: Elektroroller zum Ausleihen finden sich inzwischen massenhaft in vielen Städten. Zum Unmut vieler Bewohner liegen sie kreuz und quer auf Rasenflächen, Gehsteigen und in Hauseingängen. Selbst aus dem Wasser müssen sie bereits herausgezogen werden.

Die anfängliche Euphorie ist also der Ernüchterung gewichen. Die E-Scooter sind ständig im Weg und halten auch in puncto Umwelt und Klima nicht, was sie zu versprechen schienen: Die elektrischen Flitzer werden meist nicht anstelle des Autos genutzt, sondern eher statt Bus, Bahn oder dem Fußmarsch. Damit sparen sie kein CO2 ein. Zudem mehren sich die Hinweise darauf, dass es gerade durch die Elektroroller vermehrt zu Unfällen im Stadtverkehr kommt. Weil viele Nutzer keinen Helm tragen, hat dies teilweise fatale Folgen.

Auch die Ökobilanz der E-Scooter ist nicht gerade makellos: Die Elektroroller werden von Lithium-Ionen-Akkus angetrieben, die weder in Umwelthinsicht noch in der Entsorgung unbedenklich sind.

Die Lithium-Ionen-Batterien sind zwar die leistungsfähigsten, wiederaufladbaren Batterien mit der größten spezifischen Energiedichte, erklärt ein Experte, aber die Akkus haben auch Schattenseiten: Zum einen benötigen sie für ihre Elektroden Rohstoffe wie Kobalt und Lithium, deren Abbau zur Umweltzerstörung in ihren Herkunftsgebieten beiträgt. Zum anderen sind die als Ionentransporteur und Matrix eingesetzten Elektrolyte des Akkus oft giftig. Deshalb müssen Batterien und Akkus nach Möglichkeit als Elektroschrott eingesammelt und entsorgt werden.

Was aber passiert, wenn Elektroroller einfach in der Landschaft landen oder noch schlimmer – im Fluss oder See? Das dies bereits kein Einzelfall ist, belegen Berichte aus der deutschen Stadt Köln: Dort wurden von Unbekannten hunderte E-Scooter von der Hohenzollernbrücke in den Rhein geworfen. Die Roller türmen sich am Flussgrund teilweise so auf, dass sie für Schiffe zur Gefahr werden. Auch von anderswo gibt es Berichte über in Gewässern landende Roller. Auch in Klagenfurts Lendkanal wurden bereits achtlos hineingeworfene E-Scooter gesichtet.

Nach Ansicht von Forschern ist es die Aufgabe der Nutzer von E-Scootern und anderen Geräten mit Lithium-Ionen-Akkus, auf eine korrekte und umweltgerechte Entsorgung zu achten. Denn wenn die Inhaltsstoffe nicht recycelt werden, müssen umso mehr Rohstoffe für neue Akkus unter umweltbelastenden Bedingungen gefördert werden. Als Konsumenten müssen wir uns immer darüber im Klaren sein, dass wenn wir ressourcenintensive Produkte kaufen, die Bevölkerung und die Umwelt in den Abbauländern massiv darunter leiden. Wenn wir nachhaltig leben wollen, müssen wir global denken, sagen die Forscher.

Denn gerade das Lithium für die Akkus wird unter stark umstrittenen Bedingungen in verschiedenen Ländern in Südamerika abgebaut. Der Rohstoff wird durch Verdunstung von Lithiumsalz aus der Sole von Salzseen gewonnen. Der dabei auftretende immense Wasserverbrauch in den ohnehin schon sehr trockenen Gegenden Boliviens, Chiles und Nordargentiniens führt zu massiven Grundwasserabsenkungen. Das ist katastrophal für die Menschen, die dort leben. Sozial bedenklich ist auch die Gewinnung des Kobalts, die größtenteils in der Demokratischen Republik Kongo in Zentralafrika stattfindet. Die Probleme mit den dortigen Abbaubedingungen und der Kinderarbeit seien ebenfalls hinlänglich bekannt, so die Wissenschaftler.

© 2020 - 2024 KÄRNTEN ECHO - Ein Projekt vom Verein zur Förderung freier Berichterstattung