Ärztekammerpräsidentin relativiert Landesrechnungshofbericht zu Ärztegehältern und mahnt Pandemieplan ein
Petra Preiss, Kärntens Ärztekammerpräsidentin: „Wir hatten enormes Glück in der Cortona Pandemie und wir sind in Österreich mit einem blauen Auge davon gekommen“. Ob dies ein zweites Mal gelingen werde, sei dahin gestellt. Es fehle nämlich an einem brauchbaren Pandemieplan, meint sie. Wer für was zuständig sei, wäre auch nicht geklärt und es fehle überhaupt an Informationen. Zum Glück wäre durch diese Improvisation kein Schaden entstanden, aber mit den Ressourcen sei man jetzt am Ende.
Das wir mit Covid leben werden müssen, sei abzusehen. Besonders dem Herbst blicke sie mit Sorgen entgegen. Denn ein Auseinanderhalten von Grippe- und Covidsymptomen wäre dann schwierig. Sie weist auf den Bereich der niedergelassenen Ärzte hin, auf die eine große Herausforderung zukomme, denn die Menschen wollen sich nicht gegen Grippe impfen lassen, was an der geringen Durchimpfungsrate zu beobachten sei. Zu allerletzt fehle es aber auch an Grippeimpfstoff. Für den niedergelassenen Bereich fordere sie deshalb eine entsprechende Ausstattung mit Schutzausrüstung . Und die Klärung, wer denn für die Beschaffung und Bezahlung der Schutzausrüstung zuständig sei. Für Preiss sei klar, dass dies von der öffentlichen Hand kommen müsse.
Ein zweites Thema, das Preiss beschäftigt, ist ein Bericht des Landesrechnungshofes. Darin wurden der Kabeg, der Landesspitäler-Holding, zu hohe Ärztegehälter angelastet. Ein Fach- oder Oberarzt habe ein Jahresgehalt von rund 138.000 Euro, um rund 15.000 Euro mehr als der Österreich-Durchschnitt, so die Prüfer. „Quatsch“, sagt Preiss, „das verdient kaum einer, das ist höchst hypothetisch.“ Der Rechnungshof habe „ein fiktives, abstruses Modell“ dargestellt – mit einer maximalen Anzahl an Dienst- und Nachtstunden, die niemand leisten könne. Überdies seien Ärztegehälter nicht vergleichbar – ob Gemeinde-, Landes- oder Privat-Spitäler, jeder Betreiber habe eigene Modelle. Selbst die Österreichische Ärztekammer scheitere daran, ein nachvollziehbares Gehaltsmodell darzustellen.
Nach heftigen Auseinandersetzungen in den Jahren 2013/2014 hatte das Land den Spitalsärzten höhere Gehälter zugestanden. Die Kabeg habe zudem sehr großzügig Personal aufgestockt, sodass es auf den meisten Abteilungen genug Personal gebe, zeigt sich Preiss zufrieden. Sie selbst nimmt nach wie vor an der Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgieabteilung eine volle Dienstverpflichtung als Oberärztin wahr.
Wo es Schwierigkeiten mit Nachbesetzungen gibt, liege es am ausgedünnten Markt und nicht an den Bedingungen, die den Spitalsärzten in Kärnten geboten werden. Schwierigkeiten, Stellen nachzubesetzen, gebe es in den Bereichen Psychiatrie, Kinderpsychiatrie, Strahlentherapie, Pathologie. Und wenn Fachärzte in den niedergelassenen Bereich wechseln, was immer häufiger vorkomme, reiße das eine Lücke im Spital auf.
Allerdings gibt es laut Preiss auch Bereiche, in denen es höhere Gehälter bzw. Sonderverträge bräuchte, um Stellen besetzen zu können. Beispielsweise für hoch spezialisierte Tätigkeiten, wie in der Interventionellen Radiologie. Doch das starre Landesvertragsbedienstetengesetz erlaube keine Sonderverträge.
Und drittens ist die Landesregierung schuld, dass die Präsidentin „auf dem Kriegspfad“ ist: „Weil wir in Kärnten nicht eingebunden sind.“ Die Ärztekammer ist nämlich nicht im Krisenstab des Landes vertreten, was Preiss „fassungslos“ macht, weil es den Informationsfluss behindere. „Der Krisenstab ist sehr effizient aufgestellt, mit 13 bis 15 Personen, das hat sich bewährt“, sagt dazu Gerd Kurath, der Leiter des Landespressedienstes. Wenn es nötig sei, erfolge die Kontaktaufnahme. Nötig ist es jedenfalls, die Präsidentin zu besänftigen. Deshalb gibt es kommende Woche einen Termin mit Gesundheitsreferentin Beate Prettner und Günther Wurzer, dem Leiter der Gesundheitsabteilung.