KÄRNTEN ECHO

Wie ein Landwirt mit der Rückkehr der Wölfe umgeht

Bild: pixabay
Während die natürliche Rückkehr der Wölfe in den Alpenraum vielerorts von hitzigen Debatten begleitet wird, sucht man in Vorarlberg pragmatische Lösungen, um Konflikte mit der Nutztierhaltung zu minimieren.

Österreich ist eines der letzten Länder Europas in das die streng geschützten Wölfe wieder einwandern. In Italien, Deutschland oder der Schweiz leben sehr viel größere Populationen als hierzulande. Etwa 40 Wölfe sind es laut WWF in Österreich, je über 500 in Deutschland oder Frankreich, bis zu 2.700 in Italien.

Ein Landwirt erlebte 2014 wie unweit seiner Herde erstmals ein Schaf gerissen wurde. Da beschloss er in die Schweiz zu fahren und zu fragen, wie die dort mit den Wölfen leben. Heute kennt er mögliche Antworten. Im steilen Alpengelände braucht es Behirtung, weiß er jetzt. Am besten noch den einen oder anderen Herdenschutzhund dazu. Die Schafe müssen in der Nacht in einen kleinen, gezäunten Nachtpferch getrieben werden. Das wäre ideal, aber auch sehr aufwendig, weiß nun der Landwirt.

Aber weil Österreich den Ländern, in denen Wölfe leben, stark hinterher hinke, ist das ein wesentlicher Grund, dass die Diskussion hier so emotional und unsachlich geführt werde und die Almwirtschaft mit ihren Sorgen allein dastehe, meint der Landwirt. Dabei liegen die Lösungen abseits verbotener Abschüsse auf der Hand. Durch Behirtung, Schutzhunde oder Elektrozäune lernen Wölfe den Unterschied zwischen erlaubter Beute wie Rehen und verbotener Beute wie Schafen. Anders verstehen sie es nicht. Ungeschützte Herden sind und bleiben eine leichte Beute für Wölfe, obwohl sie sich zu 99 Prozent von Wildtieren ernähren.

Mit den momentanen Förderungen und rechtlichen Rahmenbedingungen sei das in Österreich nur auf eigene Faust und mit viel Engagement möglich, weist aber der Bauer auf die fehlende politische Unterstützung hin. Die Herausforderungen in der Almwirtschaft sind seit Jahren bekannt, die Lösungen auch. Es muss endlich mehr passieren, pflichtet ihm ein WWF-Wolfsexperte bei und ergänzt, was in anderen Ländern gut funktioniert. In der Schweiz steige die Anzahl der Wolfsrudel, aber sinke die Anzahl gerissener Schafe pro Wolf.

Und Italien habe nie verlernt, mit Wölfen oder Bären zu leben. Herdenschutz mit Hirten und Hunden sei dort eine Selbstverständlichkeit.

© 2020 - 2024 KÄRNTEN ECHO - Ein Projekt vom Verein zur Förderung freier Berichterstattung