KÄRNTEN ECHO

Studie weist auf Lärm als Demenzrisiko hin

Bild: pixabay
Ständiger Verkehrslärm erhöht das Risiko für eine Reihe von Krankheiten – auch von Demenz, wie eine große Studie aus Dänemark zeigt. 15 Prozent aller Fälle von Alzheimer und Co. hängen laut den Ergebnissen mit erhöhtem Auto- und Eisenbahnlärm zusammen.

Die WHO geht davon aus, dass aktuell rund 50 Millionen Menschen weltweit unter Demenzerkrankungen leiden, bis Mitte des Jahrhunderts könnten es 130 Millionen sein. nach der Luftverschmutzung ist Lärm das zweithäufigste Umweltrisiko gut die Gesundheit in Europa.

Die Forscherinnen und Forscher der dänischen Beobachtungsstudie beurteilten die Daten von fast zwei Millionen über 60-jährigen Däninnen und Dänen zwischen 2004 und 2017. Rund 100.000 von ihnen litten in dem Zeitraum an einer Demenzerkrankung. In der Studie wurden wichtige Eckdaten, wie Wohnadresse und individuelle Belastungen mit Auto- und Bahnlärm erhoben. Dabei wurde auf den Abstand des Hauses zu Straßen oder Schienen, zur Form des Gebäudes und des bewohnten Stockwerks geachtet.

Um als „permanent lärmbelastet“ zu gelten galt eine Wohndauer von zehn Jahren am selben Ort sowie der Lärmbelastung von 55 Dezibel. Auf diesen Dezibelwert weist auch die WHO als gesundheitsgefährdend hin. Das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, war bei einem durch Straßenverkehr ausgelösten Lärm von 55 Dezibel im Vergleich zu 40 Dezibel um 27 Prozent erhöht. Ähnlich lagen auch die Werte bei Eisenbahnlärm. Ein Zusammenhang mit vaskulärer Demenz zeigte sich hingegen nur beim Straßenlärm.

Lärm wirke sich direkt schädlich auf die Gesundheit aus, der Schlaf sei gestört und es seien mehr Stresshormone im Körper. Dadurch nehmen Blutgefäße und Immunsystem Schaden  sowie Entzündungsprozesse können verstärkt werden  – allesamt mögliche Vorboten einer späteren Demenzerkrankung, wie die Studienautoren meinen.

Das „ganze Bild“ von krankmachendem Lärm liefere die Studie freilich nicht, heißt es im Begleitkommentar des British Medical Journal. So fehlten darin wichtige andere Lärmquellen wie Flugzeuge, Industrie und Arbeitsplätze. Lärm hänge außerdem mit einem erhöhten Risiko für eine Reihe anderer chronischer Symptome zusammen, etwa von Bluthochdruck, der seinerseits die Demenzgefahr erhöht. Die tatsächlichen Fälle von Alzheimer und Co. könnten weiters höher liegen als in der Studie angenommen, denn nicht alle von ihnen werden offiziell registriert.

Insgesamt gebe die aktuelle Arbeit aber einem bekannten WHO-Standpunkt Recht, wonach „Lärmverschmutzung nicht nur ein Umweltproblem ist, sondern auch eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit“. Ihre Bekämpfung sollte ganz oben auf der Agenda der Gesundheitspolitik sehen.

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